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10.11.2017 von eb
, - Aktuelle Bilder
Eine Hommage für (oder an?) jemanden, dem die Zeit den Sinn nahm.
Foto von AlanJWylie?
Eigentlich wollte ich eine Hommage ans Bootsöl los werden, da das Zeug bei allen wetterfesten Vorteilen auch immer so herrlich dazu geeignet ist, sich in Geduld üben zu können. Sinnigerweise, glitt ich dann aber zwischen den dabei üblichen Überlegungen, was man zuerst damit behandelt, weil man später nicht mehr an die Stelle kommt und was man zuletzt damit behandelt, weil man es erst verkleben muss, - möglicherweise auch aufgrund des würzigen Wohlgeruches, irgendwie in die christliche Seefahrt ab. Sterngucken auf'm Kutter, ist aber möglicherweise eine Nummer zu speziell, also nutze ich ob gerade Lack-saugendem Holzes, die Zwangspause lieber für ein paar Gedanken über einen Namen, den im Metier der Himmelsforscher zwar jeder kennt, dies aber heute auch nur noch in einem recht funktionalem Charakter. Dabei stand der Mensch dahinter, eigentlich im krassen Gegensatz zum rein materiellem Prinzip des Nutzens.
Es ist ja jetzt fast schon vier Jahre her, seitdem der gute John Dobson von uns gegangen ist. Der ehemalige Atheist und spätere Mönch, Chemiker, Flaschenbodenspiegelschleifer, Sperrholzbastler, Gehweg-Astronom und durchaus wissenschaftlicher Kritiker der Wissenschaft, - bestach ohne Zweifel durch eine erfrischende Unkonventionalität. Egal, ob auf Seiten der Religiösen-, oder der Wissenschaftlichen, - es gab wohl niemanden,
der einen John Dobson nach seinem gewünschten Klischee bekommen hätte,- und trotzdem,
hallt sein Name wie Donnerhall durch alle Sternguckerherzen, die auch ohne Großeinkommen
und Steuertricks nach dem Himmel greifen wollen. Gut, - zugegeben, vielleicht pumpe
ich dies ja jetzt auch ein wenig arg pathetisch auf, - aber angesichts anderer personell
aufgeblasener Narrative, aus den üblichen Mächtigkeitsballungen, muss ich mir deshalb
jetzt auch nicht ins Hemd machen. Immerhin reden wir dabei ja auch über jemanden, der
ausnahmsweise mal was Sinnvolles hin- und dies besonders auch in die erreichbare Nähe aller
gebracht hatte. Hatte, hatte, hatte, ..... denn wenn heute der Name "Dobson" fällt, dann ist eigentlich alles was der heutige Zeitgeist-Geist dabei assoziiert, ein Fuß, eine Gabel und eine Röhre mit großen runden Ohren, die man auf die Gabel legt. Dies ist, mit Verlaub,
- eigentlich ein recht karges Überbleibsel an Erinnerungen an einen ganzen Menschen. Wenn auch als Spät-68iger, (Gnade der späten Geburt), verbindet unsereiner doch einiges mehr mit diesem Namen, als nur eine Holzkonstruktion. Was allerdings, nicht nur angesichts dieses
menschlichem Lebens mit Zuneigung zu gleich zwei polaren Gegensätzen wie Religion und
Wissenschaft, wie auch gleichzeitig eigener Kritik daran, - schwierig ist zu artikulieren,
sondern auch angesichts des Zustandes, dass es zwischen den 60igern und heute, nun mal auch
recht hässliche- aber rundweg real praktische Entwicklungen gab/gibt, die vieles von dem was John Dobson meiner Ansicht nach ausmachte, leider zwangsläufig in den Hintergrund schieben lässt.
Bezüglich letzterem, nehmen wir nur mal seine Mitbegründung der Organisation der Sidewalk-astronomer. Dort findet man übrigens die einzige, wenigstens ansatzweise brauchbare
Biografie über John Dobson. Was die Geschichte aber nicht einfacher macht, denn mehr als Eigeninterpretationen, bleiben da auch nicht übrig. Doch nehmen wir bezüglich der Entwicklungen ruhig einmal diesen Punkt. In den 60igern, durfte man auch in den Großstädten von Amerikaland wie z.B. San Francisco, noch einen Sternenhimmel erwarten, der heute wohl eher unter die Sparte Wunschtraum fällt. Auch die Ecken, wo es noch Nachtsicht außerhalb von Leuchtwerbung und Straßenbeleuchtung gab, waren wohl breiter gesät. Ein guter Indikator dafür, dass sich dies massiv geändert hat, wäre z.B., das fast schon komplette Aussterben auch noch der privaten Sternwarten in innerstädtischen Gebieten, inklusive mittlerweile auch deren Umgebung, - alles innerhalb der letzten dreißig Jahre. Dies war zu der Zeit, aber noch nicht wirklich Thema.
Thema war mehr, dass sich am Horizont einer wissenschaftlichen Entwicklung eine Kosmologie im Verbund mit Astronomie und Physik entwickelte, die dem durchschnittlichen Bürger mehr vage, denn wirklich wahrnehmend-, und wenn, dann allenfalls über eine sporadisch bunte Mischung aus Meldungen über bekannte Physiker wie z.B. Albert Einstein oder auch vom Hale-Teleskop des Palomar-Observatoriums ins Bewusstsein drang, welches mit seinem 5-Meter Spiegel dunnemals das größte der Welt war, sich aber klugerweise auch bereits schon auf einen Berg außerhalb der alltäglich technisch-zivilisatorischen Einflüsse gepflanzt hatte. Für das Gros der Menschen außerhalb der Elfenbeintürme, speziell in Amerika, war dies alles aber nicht mehr wie der interessante Schlagzeilennebel einer möglicherweise neuen Sichtweise, die auch von einer gewissen Ehrfurcht vor Wissenschaft geprägt war, dessen Ursprung man aber, ehrlicher bzw. weniger rosig betrachtet-, pragmatischer in der zweifelhaften Effizienz vorheriger Entwicklungen von Vernichtungspotentialen im mehr atomaren Bereich genauso suchen darf, wie in der Entwicklung von Kernkraftwerken. Was zusätzlich zu einer bereits schon schwer etablierten Technologiegläubigkeit, an sich schon jede gewohnte Verhältnismäßigkeit im Verbund mit natürlicher orientierten Narrativen vorheriger Generationen, prägend auseinandergerissen hatte.
Wenn man es in einem Satz zusammenfassen würde, könnte man es vielleicht folgendermaßen formulieren; dass einer erkannten irren Macht von Menschen über das Kleinste, nun die gewaltige Größe eines zumindest visuell und abstrakt begehbarem Kosmos gegenüberstand, welche Menschen wiederum zum Kleinsten machte, die aber trotzdem einer Großherrlichkeit frönten, die heute noch aus dem Satz; "Macht euch die Welt untertan" her rührt. Auch wenn der Vergleich vielleicht hinkt, so findet sich ein Grundgefühl dafür, in ironisch besonders schöner Form in den Geschichten vom Piloten Pirx, des SF- und sich selbst doch nicht als solchen bezeichnen lassen wollenden Autors Stanislaw Lem. Generell, ist dies alles aber nur der Versuch der Wiedergabe eines Zeitgeistes, in welchem 1967, John Dobson mit anderen zusammen die muntere Gruppe der Gehweg-Astronomen gründete, um anderen Menschen ein; "da weit draußen" näher bringen zu können, von dem man wie J. Dobson zugab, selber unglaublich überrascht war, nachdem man es sich selber optisch hat näher holen können. Davon, dass die Geschichte nochmals einen heftigen Auftrieb erfuhr, als 1969 der erste menschliche Fuß einen nicht irdischen Boden auf dem Mond betrat, gehe ich einfach mal aus.
Was auch ein wenig zusammen fasst, wie und was später in den 70/80igern, von John Dobson und den Sidewalk-astronomern, bei unsereinem so ankam. "Seht es euch an, bekommt ein Gefühl dafür, - für das alles da draußen." Womit ich sinnigerweise jetzt bewusst nicht das Bild des vorführenden Amateurastronomen in den Raum stelle, welcher fundiertes Wissen weiter geben will. Dieses doch manchmal leicht überreizt wirkende Klischee eines wissenschaftlichen Nimbus, welchen sich auch die Dobsonianer der heutigen Gemeinde der Amateurastronomen so gerne an die Inszenierung heften, durfte man zu der Zeit vergeblich suchen. Es war mehr von einer, - sagen wir; ehrlichen Buntheit geprägt, die eher fähig dazu war, begeistern zu können, statt zum belehren zu neigen. Auch wenn es mich in den Verdacht der Nostalgie bringt, so war diese, - mehr Aufbruch zu nennende Zeit, - zu neuen Gedanken, neuen Begeisterungen, neuen Interessen, neuen Erweiterungen des Horizonts, neuer Arten der Weitergabe davon, und ja, - neuer Träume, in keinster Weise mit der heutigen leb- und traumlos ökonomisch funktionalen geistigen Stagnation zu vergleichen, bei der man höchstens noch daran glaubt, dass Werbung im All der Sinn der Menschen ist. Jedenfalls war es auf keinen Fall nur eine Holzkonstruktion, die man mit dem Namen Dobson verbindet. Die war lediglich eine für jeden erschwinglich bastel-bare Möglichkeit, ohne äußere Geldflüsse oder kaum zu realisierenden Großevents mit Schlange-stehen in den paar existierenden Sternwarten, einfach jeden an-quatschen zu können; "Hey, willste auch mal gucken?"
Doch zurück ins Jahr 2017. Klar, es ist schon so nicht jedermanns Sache, sich
einen Tubus auf den Rücken zu hängen, eine Montierung unter den Arm zu klemmen,
vor dem Kölner Dom die Höhenräder auf die Gabel zu knallen und Passanten kosmische
Testfahrten für dimensionale Erfahrungen anzubieten. Das muss nicht nur an Befangenheiten liegen, - viel peinlicher ist es, wenn einem in der kleinen Himmelslücke zwischen Dom und Bahnhof, auch noch neben dem üblichen-, der Lichtsmog die Show verhagelt. Will meinen, die mobile Astronomie, ist mittlerweile Sicht-bedingt fast schon zur Einsamkeit, bzw. gleich
dem egozentrischem Eigennutzen verdonnert. Deshalb sollte man meine-, vielleicht irrtümlich als Kritik empfundenen Bemerkungen ans Eingefahrene, jetzt auch nicht unbedingt als solche sehen. Was von der Sidewalk-Astronomy übrig geblieben ist, sind allenfalls noch gezielt organisierte Gruppenaktionen mit Reisebereitschaft, Events mit Nachbarn bei zufällig klarer Sicht, Freiluftevents von Vereinen mit nicht weniger Abhängigkeit vom Glück, und Teleskoptreffen mit, wenn man ebenfalls Glück hat, vielleicht sonstigen neugierigen Besuchern. Alles andere ist digitalisierte Bilderflut, die ob des Fehlens jeder eigenen involvierten praktischen Aktivität, auch nicht anders wahr genommen wird, wie die Ferne der Betrachtung eines Autounfalls im Fernsehen. Da ist es vollkommen nachvollziehbar, dass sich die Lust der Sterngucker an der Öffentlichkeitsarbeit für Weltverbesserung über die Sternguckergucker in Grenzen hält, und sich mehr in ein Eigeninteresse fürs kosmische Erlebnis-, oder eben in die Hobbyisierung einer Wissenschaft zurück zieht, die es, - sind wir ehrlich, mittlerweile oft nicht mal mehr schafft über den Motivation- und Darstellungsraum von Aquarianern oder Eisenbahnfreunden hinaus zu kommen.
Wobei wir bezüglich der Wissenschaft, uns bei John Dobson ja ebenfalls nicht im glasklarem
Zustand einer Eindeutigkeit bewegen, die jedes Metier zudem anders deuten würde, aber
letztendlich doch zwei gemeinsame Nenner aufzeigen.
Während man Astrologen mit Sympathie für hinduistisch spirituelle Suche angesichts
Dobsons anfänglichem Werdegang sagen hört; "John Dobson war ein Esoteriker wie wir", -
die Astronomen; "Nö, - Dobson war einer von uns oder könnt ihr uns sonst erklären, wie wir
beim ELT 39 Meter Glas im chilenischen Sand bewegen könnten?", - die Kosmologen ob seiner
eigenen Kosmologien von Unwissenschaftlichkeit reden,- die Religiösen aber wiederum als zu wissenschaftlich orientiert, bis ob seiner handwerklichen Fähigkeiten gar fehlgeleitet, - so können zumindest alle Sterngucker darunter, sich ob des Zustandes freuen, dass das auch mit Holz geht. Der Markt, sagt gar nix dazu, sondern für den ist der Name Dobson nicht mehr wie die Produktbezeichnung für etwas, mit dem man Profit machen kann, - während der Mensch hinter dem Namen mit dem Profit gemacht wird, es aus bewusst selbst gewählter Armut heraus gestaltet hatte. Auch dies, war noch etwas, was in früheren Zeiten von den Sidewalk-astronomern über das Gerät hinaus über den Teich transportiert- und wieder vergessen worden war. "Die gemeinsame Nutzung und das gemeinsame Vergessen", ist ein ziemlich alter Denkspruch, als Synonym für die Sinn-suchende Frage; wie, warum und was man wofür nutzt, weil man was, warum und wo vergessen hat, oder gar vergessen wollte.
Stelle ich mir die Frage selber, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als damit zu antworten, dass der große Name eines Menschen mit einem vielfältigem langem Leben auf der Suche, aber auch einer vielfältigen und lebendigen Wiedergabe seines Lebens an andere, - in einer Zeit der Traumlosigkeit, - zu einem Gerät verkommen ist. Es wird zwar immer hervor gehoben, wie viele Menschen seit Dobson und den Sidewalk-astronomern durch ein Teleskop schauen konnten, aber wo stehen die Sidewalk-astronomer heute? Ihre Internetpräsentationen, sprechen jetzt nicht groß von begeistertem Zulauf. Und wo stehen die, die hindurch geschaut haben? Wo steht überhaupt die Amateurastronomie heute? Sie präsentiert sich, und doch nicht. Sie erzählt von sich, und doch nicht. Sie ist da, und doch nicht da. Sie erklärt, aber weiß nicht mehr wofür. Im Grunde, ist sie durchaus voller Bewegung, dies aber vollkommen seelenlos. Nur wenn von Dobson geredet wird, - dann weiß sie von einem Gerät zu reden. Das ist zu wenig. Die Hommage bleibt aber eine Hommage, denn mir brachte er Träume, bei denen ein Gerät lediglich ein Gerät war und ist, um einen Blick auf die Träume werfen zu können, die er mit geweckt hatte. So unwissenschaftlich dies auch klingen mag, - danke dafür, John Dobson.
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