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28.01.2017 von eb
, - Aktuelle Bilder
Der Schöne und das Biest.
Oder auch: Die seltsame Schwere, der gefüllten großen Leere.
Aus dem Bilderbuch derer, welche die große Leere bereisen. (C.)
Quetzalpak-Akazehe, der spitzohrige Geschichtenlauscher und von seinen Fans in der Regel liebevoll Quetzi genannt, gingen die Geschichten aus und begab sich deshalb mal wieder unter die Menschen. Irgendwo im Hinterland, ganz in der Nähe einer für den Tourismus aufgepeppten Burgruine, traf er auch gleich das Burgfräulein des Ganzen. Die war erst ziemlich erschrocken, angesichts seiner äußeren Gestalt, - aber er konnte sie als Opfer der Launen irdischer Natur schnell wieder beruhigen und schlug ihr ein lukratives Geschäft für beide vor. Er würde für ein paar Monate als Touristenattraktion den Burgtroll machen, und sie ihm dafür bescheidene Kost wie Schlafplatz gewähren sowie dröge Mittelalter-Geschichten erzählen, die er noch nicht kannte.
Das Burgfräulein überlegte angesichts der neuen Werbemöglichkeiten bei verkraftbaren Kosten nicht lange, und tüftelte gleich mit ihm eine kleine Show zur alltäglichen Erfreuung der Touristen aus. Das ging eigentlich ganz gut, aber schon während der ersten Aufführung, in welcher er lüstern sabbernd das Burgfräulein zu entführen hatte,
fiel ihnen auf, dass die Touristen während der Darbietung zwar hell begeistert
waren, aber danach recht unzufrieden die Burgbühne- und einige sogar die ganze
Ruine verließen. Belauschende Marktforschung im Publikum, ergab schnell den Grund dafür.
Man vermisste einfach ein Happy-End. Und überhaupt, was will man auf
einer Ritterburg, auf der nicht wenigstens dann was Ritterliches passiert,
wenn die Unholde schon die Jungfrauen klauen?
Unzufriedene Kunden kaufen weder
Souvernirs, noch zahlen sie Extraeintritt für die Folterkammer, noch
kommen sie wieder, - dies war auch dem Burgfräulein klar. Von Übernachtungen
in der stilvoll restaurierten Burgherren-Suite genauso zu schweigen,
wie im ebenfalls hübsch eingerichtetem Burgverlies für schmale Geldbeutel.
Und selbst wenn doch, musste speziell bezüglich der Übernachtungen bedacht werden,
dass Quetzi so überzeugend war, dass eine Entführung ohne Rettung,
möglicherweise sogar noch schlechte Gefühle und diffuse Ängste bis
in die Nacht hinein transportieren könnte. Auf die Show zu verzichten,
kam aber auch nicht in Frage, dafür war sie als Publikumsmagnet
einfach zu gut. Außerdem, wann hatte man schon mal ein richtiges Monster
dafür zur Verfügung, was sich lediglich mit ein bisschen Essensabfall, Stroh zum Schlafen und ein paar blöden Geschichten als Bezahlung begnügt. Da musste also unbedingt ein Happy-End her.
Blöderweise, waren Schauspieler für Drachen-tötende Ritter oder Prinzen
mit Heiratsabsichten aber gerade überhaupt nicht in Sicht, und hätten
zudem auch nur unbequeme Personalkosten bedeutet. Echte Ritter
und Prinzen, waren sogar ganz ausgestorben. Danach, hatte sich das
Burgfräulein auf der Suche nach Investoren schon vor Jahren die Hacken
abgelaufen. Den Quetzi den Froschkönig machen zu lassen, war ihrer Meinung
nach auch keine Lösung. Einfach viel zu langweiliger Stoff für eine mittelalterliche
Ritterburg, und am Ende bräuchte man doch wieder eine dritte zu bezahlende Person für
einen glaubhaften Prinzen. Sicherheitshalber erzählte sie ihm das Märchen
vom Froschkönig aber doch, - einfach um seine Meinung dazu zu hören.
Worauf Quetzy auch gleich zu gab,
dass er als quakender Frosch wahrscheinlich nicht so überzeugend wäre,
wie ihm das Rauben von Burgfräuleins irgendwie im Blut liegen würde.
"Was den Schluss betrifft, muss man den aber nun wirklich nicht so eng
sehen", - meinte er. "Die Prinzessin, könnte ja genauso gut eine verzauberte Hexe
sein, und so viel ich bereits schon mit bekommen habe, gibt es durchaus
Geschichten, wo die eine oder andere Hexe auch mal einen Troll geheiratet hatte.
Mich als Troll zum Prinzen werden zu lassen ist natürlich genauso wenig überzeugend
wie als Frosch, aber ein Burgfräulein zur alten Schrumpelhexe, lediglich eine Frage der
Schmincke und der Klamotten. Bei dem ganzen Monster, Hexen- und Zaubergewirr,
ist ein bisschen Kreativität doch nun wirklich nichts Verkehrtes.
Also lassen wir doch einfach den Troll das Mädel klauen, um dann
herauszufinden, dass es eine verwunschene Hexe ist, die man vielleicht
nicht so brutal wie in der Froschgeschichte an die Wand klatschen sollte,
aber stilvoll ritterlich in der Folterkammer zur Hexe zurück verwandeln, um
beide dann bis an ihr Ende glücklich sein zu lassen. Erfordert
lediglich zwischendurch von dir ein schnelles Umstylen zur Hexe.
Gut, das Pärchen am Ende ist vielleicht nicht reif für Hollywood,
aber das Publikum dafür umso reifer, um dir schon aus Mitleid die
Kassen zu füllen."
Die Burgfrau konnte dem zwar wenig entgegnen, war aber doch skeptisch,
ob ein Happy-End außerhalb dem Klischee schöner Helden und knuspriger Jungfrauen
wirklich den Geschmack des Publikums treffen würde. Außerdem zwickte es sie
ein bisschen an der Eitelkeit, dass sie dabei eventuell von der Haupt- zur Nebendarstellerin abrutschen könnte. Da ihr aber auch nichts
besseres einfiel, was nicht minimum zusätzliche Kosten bedeuten würde, wollte
sie es wenigstens auf einen Versuch ankommen lassen und zimmerte mit Quetzi den
Rest des Tages eine entsprechende Show zusammen. Die aller Skepsis zuwider,
am nächsten Mittag fürwahr zu einem grandiosem Erfolg wurde. Das Publikum
konnte sich gar nicht genug daran ergötzen, nach einem fulminantem Entführungs-
und Folterspektakel endlich zwei Herzen in inniger Liebe vereint zu sehen.
Da war so manche Träne zu sehen und die Standing-Ovations wollten genauso wenig
ein Ende nehmen, wie man die Betten im Burgverlies noch dichter stapeln musste,
um dem Ansturm der Übernachtungswilligen Herr werden zu können.
Last not least, stieg der Umsatz der Burgruine in den folgenden Wochen
und Monaten so stark, dass das Burgfräulein dem Quetzi in ultimativer Dankbarkeit
dafür, den gesamten Inhalt ihrer DVD-Sammlung erzählte und ihm sogar ein echtes
Bett in den Stall zum Schlafen zur Verfügung stellte. Doch zu spät dachte sie
daran, sich mit ihm über die Zukunft zu unterhalten. Denn eines Tages im Herbst, war
Quetzi einfach genauso schnell wieder verschwunden, wie er einst aufgetaucht war. Da nutzte kein Fluchen und kein Zetern, und mit Grauen gab sie sich der Kalkulationen hin, wie viel wohl ein Maskenbildner kosten würde, um das Monster angemessen ersetzen zu können. Hatte sie doch bereits schon den Haushund, für die stilvolle Untermalung der Wintershow zum Werwolf dressiert.
Schnitt .... Rückblende....
Quetzalpak-Akazehe, der die große Leere bereiste, - fühlte sich schwer irritiert. "Verstehe einer diese Menschen", - dachte er bei sich. "Meine Güte. Gut, - in der kosmischen Enzyklopädie aller welche die große Leere bereisen, laufen sie unter Lebensformen, welche entwicklungsgeschichtlich ein Optimum darin erreicht haben, aus ihrer täglich Nahrungsaufnahme soviel zu resorbieren, dass sie damit tatsächlich im Durchschnitt 86 Mrd. Neuronen in ihrem Gehirn mit Energie versorgen können. Wirklich nicht übel, - aber ich frage mich einfach, wofür die das brauchen? Ein Interesse daran, die große Leere zu bereisen, scheint jedenfalls nicht vorhanden zu sein. Auch ihre Augen, sind laut Enzyklopädie eigentlich hoch entwickelte Organe zur visuellen Betrachtung ihrer Umgebung. Trotzdem müssen sie Schwierigkeiten damit haben. Es war schon ziemlich Mitleid erregend, wie bei der letzten Landung mitten in einer ihrer Metropolen, plötzlich alle diese kleinen Kästchen vor ihre Augen hielten, mit welchen sie mich betrachteten, während ich direkt vor ihnen stand. Bis auf dieses Wesen mit der seltsamen Uniform-ähnlichen Kleidung und Kopfbedeckung. Dieses schien gesunde Augen zu haben, jedenfalls kam es ohne dieses Hilfsgerät aus, hatte dafür aber offensichtlich andere Schwierigkeiten. Mein Translator kann eigentlich alle Sprachen dieser Wesen verarbeiten, doch den Sinn des Satzes; "Ziehen sie ihre Hollywood-Show woanders ab", konnte er mir nur eingeschränkt in der Form interpretieren, dass ich unerwünscht war."
Quetzalpak-Akazehe, der die große Leere bereiste und dabei auf dem Planeten Erde gelandet war, gehörte auf keinen Fall zu jenen, welche die große Leere bereisen, die wegen Kommunikationsproblemen einfach die Chance in die Leere schmissen, der kosmischen Enzyklopädie aller welche die große Leere bereisen, um neue Erkenntnisse über die große Leere zu bereichern. Also entschloss er sich, weitere direkte Kontakte mit den Erdbewohnern erst dann wieder anzugehen, wenn sich eine ausreichende Kommunikationsbasis dafür finden ließe. So umflog er erst mal viele Monate den Planeten in einem weiten Orbit, und analysierte dabei dessen Funkverkehr. Was angesichts eines wirklich gewaltigen Funksalates, alles andere als einfach war, - aber ihm nach und nach ermöglichte, mehrere irdische Sprachen auch ohne Translator beherrschen zu können. Worauf er, auch auf seine ersten Erlebnisse mit den Menschen aufbauend, eine Strategie dafür entwickelte, diese und ihre Geschichte aus erster Hand kennen lernen zu können, ohne dabei allzu viel Aufsehen um seine eigene Person herum zu erregen. Wobei es ein glücklicher Zufall wollte, dass er gleich am Anfang an eine Truppe reisender Darsteller geriet, die ihn nicht nur wie geschaffen dafür hielten, mit ihnen in verschiedenen Orten ein Stück aufzuführen, dass sich; "Die Schöne und das Biest" nannte, sondern auch jede Menge anderer interessanter Geschichten erzählen konnten. Leider löste sich die Truppe nach einem halben Jahr wieder auf, weil die Hauptdarstellerin schwanger wurde und sich mit dem Vater des Kindes ein Standort-sicheres Leben wünschte. Danach verbrachte er fast ein halbes Jahrzehnt damit, immer wieder für mehrere Monate in abgelegenen und dünn besiedelten Gegenden mit aber speziellen Eigenarten, auf der Erde zu verweilen, um dann im Orbit die gesammelten Informationen zu verarbeiten, und die kosmische Enzyklopädie aller welche die große Leere bereisen, um einen ganzen Band darüber zu bereichern, wie die Menschen ihre eigene große Leere füllen.
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