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03.08.2013 von eb
, - Aktuelle Bilder
Von Mitten und anderen Symbolen.
Das Hintergrundrauschen zwischen Komplexität und Abstraktion, - Teil 7.
Es ist ja nicht so, dass unsereiner generell etwas gegen Symbolik hat. Die witzigen kleinen Figuren zum schnellen Erspähen von Toilettentüren z.B., finde ich durchaus nützlich. Und wenn mich eines dieser anderen Bildchen darauf hin weist, dass man sich in Säure lieber mal nicht die Finger wäscht oder beim Tanken nicht unbedingt die Zigarette anzünden muss, - dann macht das absolut Sinn. Schwieriger wird es aber nun mal bei Sachen, die als Begriffe, Bilder, Phrasen oder Schlagworte einen Kontext symbolisieren, - und dann einfach nicht mehr hinterfragt werden. Jeder meint zwar zu wissen was gemeint ist, aber dann hat sich das auch schon. So abstrahierende Oberbegriffe wie z.B. Wirtschaft, Arbeit und Ökonomie sind ja nun recht alte und ge- bis verwachsene Begriffe. Koppelt man sie an Flotteres wie z.B: Erfolg, Wettbewerb, Eigenverantwortung, Karriere, Profilierung, Leistungsbereitschaft und das sonstige Geblubber ums fröhlich sich selbst erhängende Leistungsvolk, nimmt sie auch fast jeder als gegeben an, ohne sich dafür zu interessieren, - was davon und wofür (vor)gegeben sein könnte. Und hat dann so einen neblig trüben, aber mächtig großen assoziativen Geschmack im Hirn, - von etwas, was man gemeinhin als Vorstellung davon bezeichnet, wofür erwähnter Oberbegriff bzw. die Kombination davon symbolisch steht. Werbe- und PR-Fachleute lieben das über alles. Da werden unter Gesundheit, Leistungssteigerung und ein bisschen Wissenschaft, schnell mal ganze Regale mit Vitamin-E Produkten gefüllt. Und dies bereits schon
zehn Jahre vorher, bevor überhaupt klar ist, wofür Vitamin-E taugt. Das Koppeln an den ehrwürdigen Begriff Wissenschaft, klappt überhaupt immer vorzüglich. Da muss lediglich etwas danach riechen, dass aus einer Grundlagenforschung mal was werden könnte, - und schon kann man damit Athleten, und natürlich eigenverantwortliches Lebensglück sowie ganz neue Gurus verkaufen.
Im besagten Werbemetier spricht man allerdings nicht mehr von Ober- oder überhaupt Begriffen, - sondern
von Triggern. Je nach Funktionalitäten mitunter auch Reizstimulatoren bzw. Sedativa. Natürlich nicht ganz so hart wie ich das hier formuliere. Die haben dafür schon nettere eigene Worte. Kriege heißen heute ja auch nicht mehr Kriege, sondern präventive Selbstverteidigung. Und der gesamte Kontext des Abknöpfens, Ausräuberns, Kürzens, Rationalisierens, Sozial- und Arbeitsplatzabbaus, fällt mittlerweile unter den schönen Oberbegriff der Anpassung. Und dann sagt jemand; "Anpassung", und schon hat man ein friedlich stimmenden Nebel im Hirn, der sogar irgendwie noch nach angenommener bürokratischer Vernunft duftet. So ändern sich Zeiten, Sprachen und eben auch Symbole bzw. abstrahierende Begrifflichkeiten. Welchen den Meisten dann ob ihres modernen Geräusches, auch gut von der Zunge laufen. Manche andere Worte sterben dabei fast aus, - wie z.B. Humanismus, Humanität etc., - deren "human", man wahrscheinlich aus wehmütigen Erinnerungen heraus, dann ersatzweise vor's Kapital oder die Ressource gesetzt hat. Was dem Ganzen dann einen einschmeichelnd weichen Klang verleiht, während hier eine Bedeutung und ein menschliches wie ethisches Werteempfinden, sich mal eben so um 180 Grad gedreht haben, - ohne das dies überhaupt jemanden groß stört.
Andere Worte scheinen dagegen unverwüstlich zu sein. Der Weihnachtsmann z.B. steht unverändert für Friede, Freude, Eierkuchen und viele Geschenke an stimmungsvollen Weihnachtstagen mit Kerzenschein. Wiederum andere Begrifflichkeiten werden komplett überbetont. Das schöne Wort; "Mitte" z.B. Wer vor zwanzig Jahren noch damit konfrontiert war, konnte sich gar nicht retten vor der reinen Quantität an Möglichkeiten, die man damit als Vorstellung verbinden könnte. Heute steht es quasi als das ultimative Schlagwort überhaupt, mit welchem sich direkt und unmittelbar zwei Kontexte symbolisch triggern lassen. Das eine wäre eine politische Austariertheit zwischen linken und rechten politischen Lagern. Also das Kreuz in der Mitte eines Lineals mit marktwirtschaftlicher Linientreue, welches symbolisch für eine Gesellschaft und ihre politischen Parteien als Staatsschiff, wie auch eine eben darauf beruhende mentale Einstellung zwischen Belohnungs- und Bestrafungsprinzip steht. So ein Lineal, kann man herrlich im Raum herum bewegen. Das Kreuz auf seiner Mitte, bleibt immer am gleichen Platz. Und bekommt gar nicht mit, dass Mann und Maus nun mal mit dem Schiff treiben. Und plötzlich hat man Sanktionierer mit Generalverdachtsmentalität an allen Ecken und Enden. Und Sozialabbau, dass es kracht. Wo sich die Hälfte davon, aber tatsächlich immer noch als links bezeichnet. Genauso kann man Ökologie und Ökonomie so weit verkuppeln, dass aus Bio und Industrie eben Bioindustrie wird.
Nun mag unsereiner überhaupt keine Vergleiche zwischen Sachen und Menschen. Weshalb obiges Bild als mögliche Abstraktion, aber nicht nur aus Ablehnung von überbordender Technokratie mit Modellierungswahn und allzu einfachen Abstraktionen aller-schwerstens hinkt, - sondern sogar aus ganz einfachen technischen Gründen. Dazu betrachten wir uns den zweiten Fall, wo ebenfalls immer gerne eine diffuse; "Mitte" in den Raum genagelt wird, die mittlerweile wohl kaum jemand nicht kennt. Aber außer dieser Abstraktion auch i.d.R. nicht mehr zur Verfügung hat, als eine ebenso diffuse Vorstellung davon.
"Unter-, Mittel-, und Oberschicht". Abstrahier-, separier-, kalkulier-, bewertbarer und hoch triggerbarer Schichtenkäse, - mit dem Kreuz in der Mitte. Welches man an jeden Punkt im Raum versetzen kann, während das was an ihm klebt, sich in seiner Gesamtheit mit bewegt.
Das Problem bei solchen Vergleichen ist, dass man anstatt eines Lineals, auch ein Gummiband nehmen kann. Welches man nicht im Raum herum bewegt, sondern auseinander zieht. Und dies sogar an verschiedenen Stellen am Band.
Und schon hat man komplett andere Symboliken für auch komplett andere Situationen geschaffen, - für ein und den gleichen Oberbegriff einer gesellschaftlichen Mitte, - die sich als Kreuz fühlt, - ohne zu realisieren, - wo sich das Kreuz befinden könnte. Beziehungsweise, - welches Kreuz auf wessen Kreuz, sich eigentlich die Welt über alberne Symbole gerade redet.
Wobei es auch für jeden Menschen, bei welchem Oberbegriffe Vorstellungen im Hirn bewirken, möglich sein müsste, sich das mit realen Menschen bildlich vorzustellen.
Aber das Bild von realen Menschen, erfordert Oberbegriffe und Symboliken, - die es wieder vertreten. Menschen, - die Menschen vertreten. Nicht deren Abstraktion.
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