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13.01.2013 von eb , - Surreale Sichten.

Als jüngst beim Bischof sein Gewissen klingelte ...



Klick macht dick.
bild


... da wusste er zuerst nicht so recht, mit was er es zu tun hatte. Doch ein kurzer Blick überzeugte ihn davon, dass es wohl nur eine dieser christlichen Seelen sein konnte, - welche immer gerne bereit sind, - Gottes Willen, mit den eigenen Möglichkeiten tatkräftig zu unterstützen.

Wenn es wohl eine Meinung gibt, die ich teile, - dann ist es die, dass Wirtschafts- und auch andere Ideologen und Religiöse, mental ein ganze Menge gemein haben. Und nicht selten, findet man sogar verheerende Schnittmengen bzw. Gemengegelage. Bei mancher christlichen Händlerseele z.B., fällt es mitunter sogar ausgesprochen schwer, - überhaupt heraus zu finden, von welchem Gott die den eigentlich gerade sprechen. Vom Markt, "den Märkten", - oder einem Gott, welchem sie einstmals mittels Konfession ihr Bekenntnis gegenüber abgelegt hatten? Selbst wenn man die üblichen bequemen Mixturen über halbgare Verargumentierungen des Selbst akzeptieren würde, nach denen eines als das Handwerks-zeug des anderen verklärt wird, bleibt in den seltensten Fällen klar, wer denn hier von wem tatsächlich als Instrument des anderen real empfunden wird.

Eine Eigenart, die man eigentlich bei jedem sichten kann, der "seine" Methode, "diesen" Denker, "diese" Idee, "diesen Glauben", "diese" Überzeugung oder "dieses" System für das Non plus ultra allen Seins hält. Dass man Prioritäten fürs eigene Leben setzen muss, ist wohl jedem klar. Die Frage ist immer nur, ab wann fangen diese Prioritäten an sich positiv oder negativ auf alle anderen aus zu wirken. Sinnigerweise ist dies eine der Fragen, die bei Bekennern und Überzeugungstätern immer gerne ganz hinten in der Prioritätenliste stehen. Selbst dann noch, wenn sie als Argument fürs Bekenntnis benutzbar sind. Weshalb man sich auch nicht bei Leuten die im; "Alles ist eins"- Kochtopf den eigenen Boden nicht mehr finden, allzu lange aufhalten muss. Also auch nicht bei christlich-marktwirtschaftlich Konfessions-Konditionierten. Denn offenkundig, scheint es auch bei den härtesten Atheisten, welche einer Religion eine vermeintlich rationale Ideologie entgegenstellen, einen unbewussten Drang nach Anbetungswürdigem zu geben. Was ja eigentlich nichts Neues ist. Zudem wird von vielen bloggern schon seit Jahren, auf einen spürbar religiös anmutenden Fanatismus innerhalb des Ökonomentums hingewiesen. Wobei mitunter auch nicht mal mehr zwischen Religion und Esoterik unterschieden werden kann. Unsereiner sieht den Drang bzw. Hang zum Halleluja-Singen, - aber etwas allgemeiner. Interessanterweise, ist der religiöse Marktcharakter ja selbst dessen Vorbetern aufgefallen. Zumindest aufgefallen. Wer sich den verlinkten Artikel, welcher noch aus einer Zeit vor den sich anbahnenden Kirchenkrisen, und zudem auch noch aus der Ecke der seinerzeit fleißigen Hosianna-Sänger stammt, - etwas distanzierter betrachtet, dem wird ein wirklich bemerkenswerter Fatalismus mit; "möglicherweise" Möglichkeiten, - die es abzuwarten gilt, - nicht entgehen. Ein deutliches passivum.

Wenn man zu dieser Zeit Kritik am Geschehen übte, dann konnte man nicht nur am Tresen sicher sein, entweder den Satz zu hören; "Das ist heute nun mal so..", - oder von den strammen Jüngern des Marktes der Blasphemie bezichtigt zu werden. Ein Begriff, welcher natürlich so nicht verwendet wurde, aber mit anderen Begriffen und der exakt gleichen Spontanität des effektiv in seinem heiligen Glauben Beleidigten vermittelt wurde. Letzteres ist merklich vorsichtiger geworden, aber Ersteres dafür umso mehr. Dass ich ersteren Satz auch schwer im verlinkten Artikel von vor sechs Jahren sichte, erwähne ich dabei nur am Rande. Denn was er darin tatsächlich macht, ist nichts anderes, als religiöse Mentalitäten wie natur- oder gottgegebene, bzw. unveränderliche Klischees zu betrachten. Dass da jemand dem Klischee selber verfallen ist, - merkt er nicht. Das Phlegma der Konfessionierten bzw. Konditionierten, vor der gewohnten Allmacht der Priester- oder Expertenschaft. Man weiß, dass der Papst nicht wirklich Gottes Stellvertreter sein kann, aber die Bild-Zeitung titelt trotzdem; "Wir sind Papst". Man weiß, dass ein Herr Sinn ganz schönen Unsinn von sich gibt, aber die mediale Welt deklariert ihn zum "Marktguru". Wobei man bei solchen Vergleichen in- und um den Begriff Glauben herum, wiederum auf tatsächlich religiöse Anhänger bekannter Kirchen trifft, die einen dann ebenfalls der Blasphemie bezichtigen. Da muss man schon vorsichtig sein. Auch Hinweise darauf, dass Gottes stellvertretendes Fußvolk, mitunter merkwürdig monetäre Wege geht, erfahren dann des öfteren weise Antworten wie z.B. "Gottes Wege sind unergründlich". Da kann man auch gleich sagen; "Das ist heute nun mal so." Und mit dieser Einstellung, im Morgen lediglich darin endet, dass die Pfaffen dann eben noch dickere Autos fahren. Was dann mitunter sogar noch im Satz endet; "Da kann man nichts machen".

Nun redet man hierzulande, ja immer noch von Friede Freude Eierkuchen. Die Wirtschaftsmacht Deutschlands und so. In ein paar anderen europäischen Ländern, brennt dieses aufoktroyierte Wirtschaftsmodell zwar mittlerweile ganze Demokratien und soziale Infrastrukturen nieder. Aber bei uns regiert immer noch der Glaube ans mögliche Himmelreich für uns selber. Die 18 Prozent, die einstmals ein FDP-Bundesvorsitzender der jetzt auf Außenminister macht, sich im Spiel-und Spaßwahn unter die Schuhsohlen klebte, findet man zwar nicht ganz, aber dafür doch mittlerweile annähernd recht makaber an ganz anderer Stelle wieder. Aber die Nachfolger der Schuhsohlen sind fleißig darum bemüht, dass bloß nicht der Satz; "Das ist heute nun mal so", - irgendeine kritische Phase erreicht, welche die Aussprecher solcher Sätze an sie selber erinnern könnte. Dies würde dem Glauben zu wieder laufen. Jede vernünftige Religion und auch Ideologie, benötigt ihr Himmelreich am Ende, an welches selbst noch der Ärmste sein letztes Hemd verhökern würde.

Irgendeiner predigt, und die anderen nicken mit'm Kopf. Nicht alles ist schlecht, aber immer genug dabei, was Jünger wie Gläubige, schlicht und einfach aus räubert. Und wenn man es gewähren lässt, dann wird das eben zur Normalität. Die Jünger und Gläubigen wollen natürlich dem Vorbild gemäß mit räubern, und zum Schluss heißt das dann; "Das ist heute nun mal so." Sicher sehr einfach und auch pauschal gesehen. Aber wir können sicher sein, dass die Opfer des Ganzen das noch viel einfacher und pauschaler sehen (werden). Denn tatsächlich zum Schluss, betrifft das auch so ziemlich alle. Ob man nun Konfessionierung oder Konditionierung sagt, ist dabei allerdings fast unerheblich, denn das Erste resultiert auf jeden Fall hochgradig im Zweiten. Irgendeiner macht dies, und der andere bezahlt dann bei dem glatt noch das Wasser mit dem er sich taufen lässt. Die einen machen auf Deutungshoheit, und die anderen lassen sich deuten. Aktiv und Passiv. Und gemeinsam, erklären sie sich die Klischees darin sogar noch als Wissenschaft gerade. Ein paar Feindbilder und ununterbrochen produzierte Angst, deklarieren das Ganze im Hier und Jetzt zur Alternativlosigkeit, - die es dann zu verteidigen gilt. Was dann im schlimmsten Fall, nachher keiner mehr gewesen sein will.

Wobei der Begriff "Alternativlosigkeit" schon überdeutlich den Meilenstein bezeichnet, der bereits hinter der Grenze liegt, wo noch zwischen tatsächlicher demokratischer Vielfalt und dadurch auch tatsächlich vielfältigen Möglichkeiten, - und dem zementierten Dogma einer Kirche zu trennen wäre. Das Wort Alternativlosigkeit gehört genauso wenig zum demokratischen Sprachgebrauch, wie der Satz; "Das ist heute nun mal so". Beides sind Zeichen einer Religionsgemeinschaft, die Dogmen folgt, produziert und fatalistisch akzeptiert. Und darin mit Worten wie Pragmatismus herum zu hampeln, lenkt gerade deshalb, geflissentlich davon ab, dass pragmatisches Handeln auf keinen Fall ausschließlich zementierten Prinzipien folgen muss. Wenn natürlich sich schon die Medien der Alternativlosigkeit ergeben, dann sieht das fürwahr düster aus. Da muss man nicht damit rechnen, dass deren Konsumenten sich der abgelesenen und auch konditionierten Passivität entziehen können. Hab ich mich da etwa gerade selber erwischt? Denn auch hier ist die Frage berechtigt, - wieso eigentlich nicht? So eine Zeitung ist doch kein Priester. Oder?


Kommentare:


Frau Lehmann Uhrzeit 15.1.2013 19:45:38

Ausdruck von Demokratie und Meinungsfreiheit ist heute, sagen und schreiben zu dürfen: "Ich finde das zwar nicht richtig, aber das ist heute nun mal so."

Der Journalist Martenstein hatte sich bei ZEIT online im Zuge der Diskussionen um Wulff derart geoutet, dass er zugab, auch Vergünstigungen angenommen und dafür auch schön geredet/geschrieben zu haben. Seine Begründung: weil es alle so machten. Der Clou war, dass er den gesellschaftlichen Zustand, in dem solches Handeln als normal empfunden werde, als Skandal bezeichnete.
Noch "besser" lasen sich nicht wenige Kommentare, die Martenstein hoch dafür lobten, dass er ehrlich gewesen sei und vollstes Verständnis für sein Verhalten hatten, weil, naja, das heute auch in der Zeitungs- und Journalistenbranche nun mal so sei, dass gespart werde und jeder sehen müsse, wo er bliebe.

Ja, so ist das nun mal - wenn es überhaupt einen Verantwortlichen geben sollte, dann wird es wohl das Schicksal sein. In einem Rechtsstaat wie dem unseren müsste man dieses dann vor Gericht bringen, wenn man sich ungerecht behandelt wähnt. Da das aber nicht möglich ist, verstehen wir uns lieber als Schicksalsgemeinschaft - ist einfacher und stärkt wenigstens in dem Fall das Wir-Gefühl, wenns auch nur das der Schicksalsergebenen ist. Solange das Schicksal sogar mit potenziellem Wohlstand winkt für den Einzelnen, Besten ...

Schöner Text.


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