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06.09.2014 von eb
, - Aktuelle Bilder
Dialektik im seltsam surrealem Garten der bürgerlichen Anständigkeit.
Aus der nicht existierenden Reihe: Rauhe, wilde Natur.
(C.) DIN-A4 Polychromos Klick macht dick.
"Jetzt sieh dir dieses bildungsferne Unkraut da hinten an. Vermehrt sich wie die Pest, macht sich in unserem gepflegten Garten breit und nimmt uns die ganze Sonne weg. Es wäre doch wohl mehr als logisch, da mal mit der Sense durch zu fahren."
"Das sieht nur auf den ersten Blick nach der logischsten Lösung aus. Doch so ein Biotop wie das unsrige, ist eine sensible Sache und bedarf nachhaltigerer Lösungen.
Den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln, fände ich, objektiv gesehen, die effektivere Wahl."
"Das erzähl mal dem großen Gärtner. Der macht sich ja nicht mal die Mühe dem jungen Gemüse im Nachbarbeet auf die Sprünge zu helfen, sich endlich wie vernünftige Nutzpflanzen zu verhalten. Da sieht's aus wie Kraut und Rüben, und anstatt Respekt vor Kulturpflanzen wie uns zu zeigen, machen die Party mit Komasonnen und lachen sich welkig über uns."
"Die sollen erst mal erwachsen werden. Dann werden sie schon sehen, wo der Gartenzaun verläuft."
"Da hast du wohl recht. Was da fehlt, ist eine vernünftige Aufzucht mit logischen Richtlinien und eindeutigen Regeln. Sonst wird das hier noch zum Wildwuchs."
"Und was meint unser großer schweigsamer Holzklotz im Hintergrund dazu?"
"Dazu müsstet ihr erst mal erklären, was erwachsen werden so alles bedeuten könnte."
"Und was wäre so deine weise Ansicht darüber?"
"Man wächst nicht mehr weiter."
"Hääh? Das soll alles sein?"
"Formale Grundsatzlogik. Die einzig noch möglich objektive Aussage, frei von individuell subjektiven oder lediglich teil-kollektiven Interpretationen bzw. gesamtgesellschaftlichen Konformitäten, die trotzdem noch für alle eine gemeinsame Eigenschaft beschreibt."
"Ist das nicht ein bisschen arg trocken?"
"Wieso? Ihr schwätzt doch die ganze Zeit von Logik. Die ist nun mal trocken. Wenn ihr wirklich Feuchtes wollt, dann labert über euren bigotten Drang dazu, euch auf dem Rücken anderer immer als objektiver und klüger darzustellen, als eure Subjektivität bereit wäre, an die eigenen Eitel- und Bösartigkeiten zu pinkeln."
"Heyh, heyh, - war doch nicht bös gemeint."
"Ich mein's auch nicht bös, nur eben so wie es ist."
"Das ist deine Meinung."
"Du hast mich danach gefragt. Aber mal eine Frage an euch. Woher nehmt ihr eigentlich den Glauben, dass der Rasenmäher des großen Gärtners, von euch auch nur einen Deut entfernter ist, als vom anderen Grünzeugs?"
"Wir sind nützlich."
"Für wen? Für den Garten und die anderen Gewächse hier, oder für die leicht morbide Liebe von Heckenscheren zu profitabel verwertbaren Schnittblumen, mit folgend drastisch verkürzter Lebenserwartung?"
"Meine Güte, du musst dringend an deinem Sarkasmus arbeiten."
"Zwischen Sarkasmus und Zynismus, gibt es immer noch ein paar sensible Unterschiede. Ich erinnere an das Unkrautvernichtungsmittel."
"So ist das Leben nun mal heute. Die Nützlichkeit entscheidet über den Wert."
"Na toll. Und danach muss sich jetzt auch alles richten, was irgendwas mit Logik, Objektivität und sogar noch erwachsen werden zu tun haben könnte? Wäre es nicht möglich, dass ausgerechnet diese Geschichten ebenfalls 'nützlich' dafür sein könnten, über bloßen Funktionalismus hinaus zu wachsen? Könnte auch eine Form des; 'Erwachsen-werden's' sein. Ist natürlich nur meine Interpretation. Ausgesprochen subjektiv, - gebe ich gerne zu. Ich habe nie behauptet, dass ich ein Anhänger rudimentärer Grundsatzlogik bin, die erbärmlich tot nur ihre Innereien abstrahieren kann. Dies ist wie Wissenschaft die vergisst, von wem und für wen sie eigentlich taugen soll und sich über sich selbst erhebt, - genauso wie ihr über euch selber und alles andere, was auch nur leben will. Aber glaubt ihr wirklich daran, dass da, von mir aus auch vielleicht sogar irgendein blöder Gott, der sich anschickte einen Kosmos zu basteln in welchem ganze Galaxien höchst unökonomisch nur so ineinander stürzen, und ein wenig was Feuchtem darin so etwas wie Reflexionsvermögen schenkt, es ausgerechnet auf ein billiges Kosten-Nutzen-Prinzip abgesehen hat, - bei welchem nur die Gärtner gewinnen können? Habt ihr euch mal Gedanken darüber gemacht, welche Dimensionen so mancher kosmische Rasenmäher haben könnte? Da seht ihr unseren großen Gärtner, inklusive aller sonstigen Gärtner, glatt noch selber als Schnittblumen weinen. Also entscheidet euch endlich was ihr sein wollt. Alberne Kulturpflanzen, die sich am eigenen Nutzen durch Glück über das Unglück anderer auf geilen und das auch noch auf Geheiß anderer fördern, - oder Leben was ans Leben glaubt. Und da wir alle nicht heller sind, als das was uns auf die Welt geschmissen hat, lasst uns das Unkraut und das junge Gemüse zum gemeinsamen Sonnenbaden einladen. Entweder um noch gemeinsam etwas davon zu haben, - oder um uns zusammen zu überlegen, wie wir dem großen Gärtner seinen Rasenmäher, seine Heckenschere, seine Kettensäge sabotieren können. Denn ohne sie, -ist er genauso
hilflos, wie wir alle."
"Wer hätte das gedacht? Wir haben einen Revolutionär in unserer Mitte."
"Wie kommst du darauf, dass ich ein Revolutionär sein könnte?"
"Du willst die existierende Ordnung zerstören. Das ist Revolution."
"Welche Größenordnungen hat für dich der Begriff; 'Ordnung'?"
"Naja, - das was wir kennen. Unser Maßstab nach dem wir leben. Woran wir uns gewöhnt haben."
"Moment, dein Maßstab war die Nützlichkeit, - nicht das Leben. Leben, - lebt. Es versucht dies auch noch, wenn es nicht nützlich ist. Es sind immer nur jene, die gerade vermeintlich nützlich sind, - welche glauben sich über das Leben erheben zu können. Dies ist eine Ordnung, die sich an der Nützlichkeit orientiert, - aber nicht am Leben. Wenn wir eine Rückbesinnung aufs Leben als Revolution auffassen, dann sollte uns mehr als klar sein, was passiert ist. Das Leben, hat sich verloren. Wir sind tot. Allenfalls noch Puppen, Strauchwerk, Schnittblumen, Unkraut, Gemüse, - einer Ordnung, die uns zum Eigennutz kalkuliert. Und uns fällt nichts besseres ein, als dies nach-zu-sterben."
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