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29.06.2013 geschr. am 16.10.2009 von eb , - Aktuelle Bilder

Der Nabelberg.

Die Meister der Steinzeit.

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Bereits 1960 wurde Göbekli Tepe, (zu deutsch Hügel mit Nabel), im Südosten der Türkei und etwa 15 km von der Stadt Urfa entfernt, von einem amerikanischen Archäologen als archäologisch interessante steinzeitliche Stätte bezeichnet, - ohne das von anderen die tatsächliche Bedeutung erkannt wurde. Erst für den deutschen Archäologen Klaus Schmidt, vom Deutschen Archäologischen Institut, ergaben sich aufgrund einiger offen liegender Befunde erneut Hinweise darauf das es sich um einen neolithischen Platz handeln könnte, worauf seit 1994 Ausgrabungen und Forschungen unter Leitung Schmidt's getätigt wurden. Aktionen die sich mittlerweile zu einem Jahrtausendfund herauskristallisieren.

Das bemerkenswerteste an den Funden ist wohl das Alter. Die älteste bisherige Messung mit der Radiokarbonmethode bezeichnet ein Alter von 9000 vor Christus, - also 11000 Jahre von der Jetztzeit an zurückgerechnet. Dabei geht man mittlerweile auf bis zu 13000 Jahre zurück, wo man die Anfänge der Anlage vermutet. Hierbei muss erwähnt werden das vor etwa 11000 Jahren die neolithische Revolution mit Ackerbau, Viehzucht und Urbanisierung (Stadtentwicklung) begann. Aus dieser Zeit hat man auch die ältesten Funde von domestiziertem Getreide wie z.B. Roggen.

YouTube Video:Die Ausgrabung.

YouTube Video:Thesen zu Göbekli Tepe.

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Ziemlich genau im Zentrum des Dreiecks aus Jordanland, Taurus-, und Zagrosgebirge, bzw. Mittel-, schwarzem-, und kaspischem Meer, am oberen Rand der Levante, - liegt die zur Zeit älteste bekannte Tempelanlage der Welt. Unweit der Öffnung des durch Euphrat und Tigris begrenzten Zweistromlandes, welches in späteren Zeiten durch die Legende des Königs Bilgamesh, und damit verbunden der ersten Niederschrift der Sintfluterzählung, das sumerische Kulturland, Ur, Uruk, Akkad, Babylonien, - neben Ägypten, und den Hochkulturen am Indus, sowie der Urstadt Caral in Peru, - für uns die Sinnbilder der ersten Zivilisationen mit Großstädten sind.

Doch während diese Hochkulturen, erst viel später in einem (sehr grobem ) Zeitraum von ca. 4000 vor, bis ca. 1000 nach Christus betrachtet werden können, sind die Anlagen auf Göbekli Tepe nochmals um das doppelte älter, und müssen daher der Steinzeit zugeordnet werden. Das bedeutet das den Menschen dieser Zeit weder Hammer noch Meisel, - noch sonstwie technische Hilfsmittel zur Verfügung standen, um sowohl die Bauten als auch die Kunsthandwerke herzustellen. Hier haben wahrhaft Menschen ausschließlich mit bloßen Händen, Steinen, und Holz gearbeitet.

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"Tepe" steht für "Tell", - was soviel bedeutet wie ein Berg aus Mauerresten, welcher entsteht wenn Menschen im Laufe der Geschichte immer wieder auf der gleiche Stelle bauen. Der "Tell" von Göbekli Tepe ist 15 Meter hoch und liegt auf einem Felsrücken von 800 Metern Höhe.

Eine sehr große Anzahl verschiedener Schichten beweist das der Platz über mehrere Jahrtausende genutzt wurde, worunter die monolithischen Pfeiler (wie das oberste Bild einen davon zeigt), welche zu kreisförmigen und ovalen Anlagen verbunden waren, in der bisher bekanntesten ältesten Schicht gefunden wurden. Bisher wurden vier gebäudeähnliche Anlagen mit Durchmessern zwischen 10 und 30 Metern entdeckt. Aufgrund geophysikalischer Untersuchungen werden bis zu 16 weitere Anlagen vermutet. Doch es wurden gerade mal 1,5 Prozent des gesamten Areals freigelegt, wobei lediglich bei einer Anlage das Fußbodenniveau erreicht wurde, welches in etwa mit einem Terazzoboden vergleichbar ist.

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Eine Rekonstruktion des Gesamtareals mit Andeutungen der noch nicht ausgegrabenen zusätzlichen Anlagen, - welche die Ausmaße deutlich macht. Während man sich unwillkürlich an ähnliche Steinkreise jüngeren Datums, ganz besonders an "Stonehenge" erinnert fühlt, sollte man sich klar machen das die Anlage bei Göbekli Tepe um 8000 Jahre älter ist als Stonehenge, und ebenfalls 6000 Jahre älter als die Pyramiden von Giseh. Eines der größten Rätsel ist wohl, das viele Indizien dafür sprechen das die gesamte Anlage, mit bis zu 500 Kubikmetern Erde, gezielt von Menschen zugeschüttet wurde. Es gab wohl einen Grund warum dies geschah. Welcher, ist bis heute nicht geklärt.

Archäologen schätzen aber das bis zu 500 Menschen nötig waren um die 10 bis 20, bzw. im Maximalfall 50 Tonnen schweren Pfeiler aus den Steinbrüchen der Umgebung zu gewinnen und bis zu 500 Meter weit zu transportieren. Bisher wurden noch keine Wohngebäude, dafür aber spezielle Gebäude für wahrscheinlich rituelle Zusammenkünfte gefunden.Absolut unklar ist, warum innerhalb der angenommenen Heiligtümer Mauern eingezogen wurden. Da die Anlage zu einer Zeit errichtet wurde wo man die Menschen noch nicht als sesshaft bezeichnen kann, aber offensichtlich bereits fähig waren gemeinschaftlich solche Mammutprojekte anzugehen, erwägt der Grabungsleiter Klaus Schmidt die These, das eine Verstädterung aufgrund vorheriger Tempelanlagen zu erwägen sei.

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Bisher wurden noch keine anderweitigen Großbauten aus dieser Zeit gefunden. Besonders die Dimensionen und das Nebeneinander von Pfeiler an Pfeiler beeindruckt, und sind auch bei ähnlichen Funden wie z.b. am Grund des Atatürk-Stausees, oder im Dorf Catalhöyük bedeutend kleiner, schmuckloser, und auch bis zu 2000 Jahre jüngeren Datums. Klaus Schmidt geht bezüglich der Bauten von schamanischen Praktiken aus und hält die T-Pfeiler für die Verkörperung myhtischer Wesen, bzw. Ahnen.

Ein ausgeprägter Götterglaube, verbunden mit großen Tempelanlagen und Palästen, hat sich vermutlich erst sehr viel später im mesopotamischen Raum heraus gebildet. Verbindbar sind aber die Überlieferungen des Glaubens der Sumerer, -daran das Ackerbau, Viehzucht und Webkunst vom heiligen Berg Du-Ku, wo die Anunna-Götter, - Götter aus sehr alter Zeit ohne Namen, zu den Menschen gebracht wurden. Möglicherweise haben sich die Sumerer auf diese Weise einen Ur-Mythos als Erinnerung an das Neolithikum bewahrt.

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Bisher wurden 39 bis zu drei Meter hohe Monolithe entdeckt, wobei geomagnetische Daten auf bis zu 200 schließen lassen. Auf den hohen Säulen sind Kalksteinskulpturen von Löwen, Füchsen, Ebern mit großen Stoßzähnen, Schlangen, Enten, Geier und geometrische Formen zu finden. Ob dies einem Totenkult galt, kann nur spekuliert werden. Der Kultplatz Göbekli Tepe selber, kann aber als Schnittpunkt von einer jagdorientierten-, zu einer ackerbaulichen Gesellschaft mit Sozialstruktur gesehen werden.

Was wird diese Menschen dazu bewogen haben, im sowieso schon ständigen Überlebenskampf gemeinschaftlich solche Werke zu vollbringen? Welchen tiefen empathischen Bezug muss man zu der umgebenden Welt und ihrer damals wohl tiefgreifenden Mystik besitzen, um bar jedes technischen Gerätes gewaltige Lasten zu tragen, und gleichzeitig mit Kunstwerken zu versehen wie sie schöner und eindeutiger niemals wieder solch einen Bezug wiedergeben können. Nur wer es schafft dies nicht von außen zu sehen, wird diese Schönheit entdecken können.

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Ganz unbedarfte, und sehr unarchäologische, - eigene Gedanken dazu:

Die Stadt, bzw. Provinz Urfa (Edessa) wird einige vielleicht an den biblischen Urvater Abraham erinnern, welcher in Harran, einer Stadt dieser Provinz geboren sein soll. Wer noch einen Bezug zu den Grabungsberichten von Sir Leonard Woolley aus den 20iger Jahren bezüglich der Ausgrabungen der Stadt Ur in Chaldäa, (der Heimatstadt von Abrahams Vater Terach), und seinen Beweis für eine sintflutartige Überschwemmung in Südmesopotamien noch in Erinnerung hat, - mag jetzt vielleicht Raum für religiös motivierte Überlegungen finden. Doch ich möchte darauf hinweisen das auch die Tora die Zeit Abrahams auf ein Alter von 4000 Jahren begrenzt, - und Ur ebenfalls wie Uruk (das biblische Erech) in die Zeit der frühesten Sumerer datierbar ist, - also ein maximales Alter von 6000 Jahren. Die Anlagen auf Göbekli Tepe werden aber auf ein Alter von über 11000 Jahren gerechnet.

Wir reden also über die Steinzeit. Einer Zeit die, wenn wir den Durchbruch des Bosporus als mögliche Ursache für eine Sintflut annehmen, nochmals um mehrere Jahrtausende älter ist. Bleiben wir also bei dem Kompromiss das Bibel, bzw. Tanach wohl zu den Schriften gehören welche durchaus die alten Geschichten der Menschheit weiter tradieren, aber dies immer gefärbt durch zeitgenössische Umwandlungen. Göbekli Tepe kann man schon mit sprirituellen Ambitionen betrachten, und Grund zum Spekulieren über die Ursprünge zumindest aller Religionen des europäisch-vorderasiatischen Raumes, bietet es allemal. Solche Gedankengänge zu kritisieren steht mir nicht zu, - besonders dann nicht wenn sie Verknüpfungen vieler Zeitepochen miteinander ermöglichen. Nur möchte ich den Wunsch äußern, dies nicht wieder aufs neue lediglich zu betreiben um Beweise für religiöse Dogmen suchen zu wollen. Was diesen Ort aber zusätzlich so besonders macht, ist die Tatsache das wir unser bisheriges Bild vom keulenschwingenden Steinzeitmenschen auf das gründlichste neu überdenken müssen. Für mich persönlich ist es sogar eine Art Beweis dafür das dem menschlichen Gehirn außer einer technischen Niveauisierung keine wirkliche geistige Entwicklung im Laufe der Jahrtausende widerfahren ist, - sondern das das Potential, für was auch immer die Menschen fähig sind, von Anfang an vorhanden war. Doch auch dies ist lediglich eine Spekulation.


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