Da wurde doch an mich herangetragen, dass unsereiner sich mehr um Themen
kümmern sollte, welche mehr aus dem Leben gegriffen sind. Kein Problem.
Und ich denke, ich habe auch genau den passenden Artikel, bzw.
Kommentar, sowie das zeitgemäße
Thema
dafür.
- Plastikmöpse.
Oh, - Entschuldigung, - falsche Wortwahl.
Auch wieder nicht recht. Dieser politisch korrekte Ästhetisierungswillen,
ist ein ganz eigenes Ding. "Cordon-Bleu", geht auch nicht.
Ganz anderes Metier. Und in diesem Fall, ziemlich geschmacklos, - geb
ich ja zu.
"Brustimplantate", - heißt das. Die ästhetisiert korrekte
Begrifflichkeit, mit dem Charme von Krankenhaus, Medizin, Produktkatalog
und offener Distanz zu Schlüpfrigkeiten. Echtes Sagrotanfeeling.
Also unterhalten wir uns über Ästhetik. Passt auch zum Sagrotan.
Der Begriff Ästhetik, ist heute die ökonomisierte und zeitlich ab-geschleifte
Form einer altgriechischen Begrifflichkeit für die Empfindung bezüglich
einer Wahrnehmung von Schönheit und Harmonie in Kunst und Natur.
Ins-besonders Platon, verstand Ästhetik immer im gleichwertigen Kontext
zur Ethik. Da die alten Griechen sowieso noch ein Verständnis für die;
"schöne Seele", als Einheit des "Wahren, Guten und Schönen" kannten,
und das heutige, ins-besonders alltägliche Verständnis für Ästhetik, sich
auf ein Synonym für; "angenehm und ansprechend", reduziert hat,
könnte man sie als die zeitgemäß rationalisierte Form eines ehemaligen
Verständnisses für Schönheit bezeichnen. Allerdings wird mir kaum jemand
widersprechen, wenn ich behaupte, dass wir mit dem Begriff; "Schönheit",
nicht gerade weniger Probleme haben. Genauso wie; "Erotik" und "Sex",
für viele heute eigentlich nur noch ein gleichwertiges Synonym für das
andere darstellt, ist "Schönheit" und "Ästhetik", für die meisten, - ein und das gleiche.
Die Vergrößerung von erogenen Zonen, kollidiert zumindest genauso
mit einem tieferen Schönheitsverständnis, wie eine tiefere erotische
Sinnlichkeit, am Silikon hängen bleibt. Da muss man sich nicht wundern,
wenn man es wenigstens so groß wie möglich haben möchte.
Geschichtlich, ist das kurz abgerissen.
Die; "schöne Seele", zieht sich als sittliches Menschenbild von der Antike
an, über das gesamte Mittelalter, später über Rousseau, Schiller, Goethe, Keats,
Shelley, Byron, - bis sie auf den Idealisten und Systemdenker Hegel traf.
Stückchenweise, auch über andere rationale Seelen, - unter anderem Marx, auf
ihren rudimentären Nenner für gierige Männerblicke reduziert, begegnete
sie 60 Jahre später, (1889) dem ersten maschinell hergestellten Büstenhalter,
und noch mal circa 70 Jahre später, (1961), auf die High-Tech-Version
davon, - dem "Wonderbra".
Im selben Jahr, waren die zu Künstlern ästhetisierten Schönheits-Chirurgen
dieser Zeit es leid, ständig mit Rinderknorpel, Bienenwachs, Wolle,
Elfenbein und Glaskugeln zu experimentieren, entdeckten die Gefühlsechtheit
durch Silikon, und versteckten die Täuschung nun endgültig unter der reifen
Markthaut. 1972, fragte in Brian Forbes Film; "Die Frauen von Stepford", noch kurz eine,
zwecks robotischer Perfektionierung zu ermordende Dame, warum dies alles
geschieht, - erhielt zur Antwort; "Weil wir es können", - und seitdem -
gestaltet man Roboter mit Knackärschen, träumt von der perfekten Frau
ohne Schwierigkeiten, - und bastelt an Damen mit mechanischen Innereien herum.
Und die, - finden das auch noch toll.
Nun, - BH´s, hat es nachweislich sogar schon im alten Sparta, zum Verhüllen der
Oberweiten sportlicher Damen gegeben. Und Eitelkeiten, sowie
Täuschungsversuche bezüglich der nächstliegenden Sicht auf reine Formen,
natürlich schon immer. Was viele Leute, insbesondere Schönheits-Chirurgen,
heute dazu verführt, lapidar mit dem Argument ab zuwinken, dass es kosmetisches
Design ja schon immer gegeben hat. Was nicht unrichtig ist, aber
dabei wird übersehen, dass dies ja gerade mit ein Grund war, eine
tiefere Sicht der Dinge, übers Dekoltee und Instinkte hinaus zu versuchen.
Denn die Massenverwertung dieser Eitelkeiten, zur geschäftlichen Nutzung ohne
ethische Diskussion, ist doch unbedingt mehr eine Erfindung der Neuzeit.
Und die zusätzliche Technisierung davon, - erst recht.
Weshalb der krasse Wechsel, vom fast schon liebenswert menschlich
harmlosen eitlen Füllen von Kleidungsstücken, zum technisch-medizinisch
korrekten Körperdesign mit Gestaltungswillen, auch eine ganz andere
Qualität besitzt.
Im Willen des ästhetischen Stylens klinisch reiner Verkaufsprodukte
zum Perfektionieren der Eitelkeit, übersieht man mitunter auch den
einen oder anderen möglichen Blickwinkel, der vielleicht nicht so
sehr ins geschmackliche Konzept passt.
Denn bei Männern, - heißt eine ähnlich irr-witzige Form von, - sagen wir
mal; "non-intelligent-Design", zwar nicht Brustimplantat, aber doch
Penis-Enlargement. Beides, zwingt mich aber irgendwie dazu, an Urvölker zu
denken, welche zumindest die mechanische Gestaltung ihrer Körper,
ähnlich betreiben. Dabei war es mir einmal vergönnt, eine Dame im Fernsehen
zu bewundern, welche sich über die Primitivität, der mittels Ringen
verlängerten Hälse von afrikanischen Frauen mokierte, während in
ihrer annähernd anzunehmenden Körbchengröße F-H, - fröhlich Silikon
blubberte. In meinem Willen nach Gleichberechtigung und auch aus
purer Bösartigkeit heraus, stelle ich mir dann auch mal einen Mann
vor, der sich über die an Bambusstangen und Palmwedeln befestigten
Penisse von Männern im Amazonas-delta tot lacht, und am eigenen Lümmel,
ausreichende Beschwernisse zum Wirken der Schwerkraft hängen hat.
Diesbezügliche Berichtigungen, ob des technisch effektivsten Vorgehens,
- bitte in die Kommentarspalte.
Doch mit nichts, kann man warenkorbmäßig mehr Geld verdienen, als
mit den Komplexen von Menschen, deren geistige Tiefe und
Vergleichsmöglichkeiten, sich an Form, Farbe und Größenverhältnisse
von Beispielen wie Ken, Barbie oder ersatzweise Arnold Schwarzenegger
und Dolly Buster orientieren. Ich sichte im FR-Kommentar durchaus
eine gewisse Beklemmung der Autorin. Welche ich nachvollziehen kann.
Ein Rätsel, warum und wieso Frauen sich das antun, sehe ich allerdings
nicht. Und sie selber, sichtet ja immerhin auch das Kerzlein; "Mode", welches
im Laufe des Kommentars, über den; "männlichen Genießer", glatt noch zum
hellen Licht wird. Was die Genießer hier allerdings unter
Gefühls-echt verstehen, bleibt wiederum mir ein Rätsel. Das mag an
meinem eigenen latenten Hang zum Naturalismus liegen, aber die Verwendung von Silikon,
hat sich bisher auch nur aufs Abdichten des Aquariums beschränkt. Da kann
ich also nicht mitreden, und lass das lieber man auch.
Diskussionen darüber, wer das jetzt wieder bezahlen soll, weil zeitgemäß mal
wieder jemand besonders viel und besonders skrupellos
Profit
erwirtschaften wollte, finde ich allerdings extrem doppelmoralin. Gemessen am
Selbstverständnis dieser Markt- und Leistungsgesellschaft, die außer Technik,
mittlerweile nichts mehr drauf hat, als andere archaische Kulturen auch,
empfinde ich den Einsatz dieser Frauen bewundernswert, risikofreudig,
höchst marktkonform und absolut Konsum-fördernd und werbewirksam. Manche nicht
vorhandene Seele, würde sogar von Eigenverantwortung sprechen, wenn dabei
ein Job raus springt. Und der eine oder andere Kritiker von Zynismus,
wird sich sicher bei den Sätzen erwischen, "Geht nicht, gibts nicht" oder
"Man kann alles erreichen, - wenn man nur will". Wobei immer gerne übersehen
wird, dass es immer ein Umfeld gibt, welches etwas von einem will, was man
vielleicht selber nicht will. Um was wetten wir z.B,
welches kranke Hirn, sich bereits schon Gedanken darüber gemacht hat,
wie man Handys platzsparend in Silikon einbetten kann?
Nach erfolgreicher und nachhaltiger Komplettvernichtung einer
schöneren Seele, als der von Geschäftsleuten und Technokraten, stellt
man sich da lieber die sinnvollere Frage, wie den die nächste Steigerung
davon aussieht? Kennen wir doch alle, ... Wachstum und so.
Und überhaupt, .... da ist noch
viel mehr
drin.
Und alles schön ästhetisch sauber.