10.04.2012 von eb
, - Aktuelle Bilder
Neosurrealistisch kubisch kalter Kaffee.
Aus der Reihe: "Dark worlds."
Oder auch .... mystischer SF-Mix, - für den gestrandeten Naturalisten.
(C.) DIN A2 Acryl Klick macht dick.
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Schon merkwürdig, wie schnell sich Dinge ändern konnten, und trotzdem gleich blieben.
Mit der Zeit, lösten sich die Gesprächsgruppen eher in mentale
Zugehörigkeiten, denn in politische, gesellschaftliche oder berufliche
Richtungen auf. In einer Ecke, saßen die Phrasendrescher, die Verurteiler,
die Abgrenzer, die Haßerfüllten, Henker, Elitären, Treter und Helden.
Die, welche genau wussten, - was richtig ist.
In einer anderen wiederum, - die Welterklärer, die Technokraten, die Religiösen,
Esoteriker, Ideologen und Steuermänner. Die, welche genau wussten, - wie alles richtig
werden würde. Und mit ihren Büchern und Weisheiten winkten, - aus endlosen
Vergangenheiten heraus. Er bevorzugte die Ecke wo Sätze fielen
wie; "Was hältst du davon?", "Was meinst du dazu?",
"Glaubst du wirklich?", "Macht es Sinn, - dass ...?". Die Unsicheren,
die Zweifler, - die Frager, Träumer, Sucher, Sanften, Getretenen und Ratlosen.
Aber auch die, welche sich aufbäumten, gegen die endlosen Erklärungen, die endlosen
Weisheiten und Tritte einer Geschichte.
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Dabei saßen sie alle im gleichen Boot. Aber jeder wollte in eine andere Richtung.
Auf dem gleichen endlosen Meer, - in der gleichen endlosen Nacht, - im gleichen
nicht mehr zu besänftigenden Sturm. Aber alle über den gleichen unerreichbaren Bootssteg.
Aus genauso vielen Gründen, wie es dem Meer egal sein kann, - wieviel Boote
es verschlingt. Deshalb waren sie hier. Hier, - an diesem gottverlassenen Ort. Am Ende einer Welt,
- die alle verlassen wollten. Deshalb saßen sie getrennt, - und trotzdem beisammen.
Deshalb redeten sie miteinander, - und aneinander vorbei. Einzig von einer Hoffnung
genährt. Einem Symbol, - älter als der Hass, älter als die Weisheiten,
- älter als die Fragen. Aber vielleicht mit einem Weg, - zu einem richtigen Meer?
Mit absoluter Klarheit sichtbar, - und trotzdem unerreichbar. Zum Greifen nah, - aber
durch Äonen von Unerklärlichkeiten geschützt.
Und so harrten sie aus. Wartend, beharrlich suchend, - forschend,
erklärend, verklärend, - mit nichts weiter in der Hand,
als ein paar Legenden, die von Leuten erzählten, welche es bereits geschafft haben
könnten.
Er war noch nicht so lange hier, - wie viele der anderen.
Aber lange genug, um die Verzweiflung zu spüren. Trotzdem, hatte er schon ein ganze Menge
Bekanntschaften gemacht. Und sogar einige Freundschaften geschlossen. Heute wollte er
jedoch einfach nur vergessen. Nicht rätseln, nicht fragen, - und schon mal gar keine Erklärungen hören.
Sondern, - Spaß haben, tanzen, ... leben. Und es waren genug andere da, denen es genauso ging.
Nachher, - ging er mit einigen davon nach draußen.
Um noch einen Blick auf den Ausgang zu werfen. Der einzig übrig gebliebene mögliche Blick
nach vorne. Die Hoffnung, - deretwegen sie alle hier waren.
Schweigend, den Blick vom Artefakt magisch angezogen, liefen sie eine Weile
ziellos herum. Die Möglichkeit sehend und die Unmöglichkeit fühlend.
Wie Tiere im brennenden Käfig, welche die Freiheit vor Augen haben
und wissen wo die Türe ist. Aber nicht wissen, - wie man sie öffnet.
Verlorene Seelen finden sich von selber, - heißt es.
Zumindest wirkte die einzelne Person in der Ferne, welche es anscheinend aus den gleichen
Gründen ins Freie getrieben hatte wie sie, - als bräuchte auch sie das Gefühl, -
nicht einsam unterzugehen.
Also bewegten sie sich fast schon automatisch in diese Richtung.
Doch allzu oft, täuscht auch in den verfahrensten Situationen,
der erste Eindruck. Schon beim Näherkommen, irritierte ihn etwas
an der Frau, die den Ausgang keine Sekunde aus den Augen ließ.
Dass sie eine Waffe trug, - war es nicht. Viele trugen Waffen in diesen Zeiten.
Etwas an ihrer Haltung störte ihn. Und als sie noch näher kamen,
wurde mehr als offensichtlich, - dass sie auch überhaupt nicht an Gesellschaft interessiert war.
Denn unvermittelt und ohne ein Wort zu verlieren, - schoss sie aus
der Hüfte heraus, - direkt auf ihn.
Das Ganze geschah mit solch einer
routinierten Schnelligkeit, dass er nicht mal den Hauch einer Chance für
eine Gegenreaktion hatte. Sie wollte ihn nicht töten. Es war nur ein Streifschuss.
Der brannte dafür aber höllisch genug. Und reichte auch sonst, um von allen
ausreichend als Warnung verstanden zu werden, - keinen Schritt weiter zu gehen.
Eine Weile starrten sie sich gegenseitig an. Fragend, taxierend, - abwartend.
Wartend auf das, - worauf sie wartete.
Sie hatte den gleichen traurigen Ausdruck in den Augen, wie sie alle.
Diese Mischung, - aus Resignation, Verzweiflung und letzter Hoffnung.
Doch da war noch mehr; Unbändiger Trotz und wilde Entschlossenheit.
Und ihre Haltung, ließ keinen Zweifel am einzigen Satz übrig, - den sie von sich gab; "Niemand, - wird mich jetzt noch aufhalten". Dann konnten sie zusehen, wie sie sich langsam auflöste. Erst undeutlich -,
dann immer transparenter wurde, - flackerte, - schemenhaft in die Umgebung überging.
Und schließlich verschwand, - als hätte es sie niemals gegeben.
Eigentlich hatte sie ein schönes Gesicht gehabt, - dachte er noch.
Es hatte sich ihm bereits ins Gedächtnis gebrannt.
So plötzlich, - so panisch erschrocken, - bevor sie verschwand.
Als hätte sie bereits etwas gesehen.
Kleine, nebulöse Hilfestellung, bezüglich des Sinns und Unfugs der dunklen Welten.
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