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10.05.2010/18.06.2011 von eb
, - Aktuelle Bilder
Eigenverantwortung
(C.) DIN-A3 Polychromos Klick macht dick.
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"Eigenverantwortung", ist als Begrifflichkeit der Renner unter den
Leistungsträgern. Im Umfeld dieses Gefühles leistungstragender
Selbstbehauptung der Ablehnung jeglicher Mitverantwortung anderer
für einen selber, bewegt sich ein ganzes Szenario an Möglichkeiten,
sich selber just zu dem Zeitpunkt alleine gelassen zu fühlen, wenn
der Positivismus keine Möglichkeiten mehr bietet, über den Zustand
hinweg zu täuschen, dass einen das standesgemäß erwerbstechnische
Glück verlassen hat. Eigenverantwortung, geht nur zusammen mit
Positivismus oder zumindest gnadenlosem Optimismus. Alles andere, wird heutzutage
zum nicht zeitgemäßen Negativismus von Dingen erklärt, vor denen man
zwar wissend, aber wohlweislich die Augen verschließt.
Zumindest bekommen eine Menge Gesichter diesen
merkwürdigen Zug um die Mundwinkel herum, wenn sie jahrzehntelang
selbstzufrieden leistungstragend von Eigenverantwortung gesprochen-
und vermeintlich Leistungsunwillige beschimpft haben- und dann bei
Eigenverantwortung vermittelnden Beratungseinrichtungen,
die eigenverantwortlichen realen Chancen zur Eigenverantwortung sichten.
Und dann plötzlich zu denen gehören, die sie selber einmal beschimpft hatten.
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Aus vielleicht wirklich optimistischer Sicht heraus, - wird dieser arbeitgebertechnische und politische Joke des Jahrhunderts, - nochmals als der größte Selbstbetrug einer ganzen Gesellschaft, in die Annalen der Geschichte eingehen.
Das zeitgemäße; "Fordern und Fördern", dieser eigenverantwortlichen
Bereitschaft zur Ignoranz glatt zu übersehen, dass durch die
Förderung von Rationalisierungen wenig übrig bleibt, was man noch
dorthin befördern könnte, fordert unverändert Eigenverantwortung
ausgerechnet dort, wo die eigenverantwortliche Bereitschaft zur
Verantwortung dafür, im selben Maße rationalisiert wurde. Wenn man
dieses Sinnbild für das vollkommene Fehlen jeglicher geistiger Tiefen
unterhalb der 1,2 mm dicken marktökonomischen Oberfläche auch noch
ultimativ an einer zum Gott erhobenen Alternativlosigkeit angebots-
und deshalb werbeorientierter Marktmechanismen koppelt, dann kommt
sinnigerweise der ultimative Verkäufer dabei heraus. Der eigenverantwortliche
Abzocker seiner Mitmenschen, der diesen dann noch einem was vom
ehrlichen Verkäufer erzählt. Die ICH-AG, - schlechthin. Der vom
Überlebenskampf gestresste Resteverwerter dessen, was die Marktführer,
egal an welchem Punkt der Subunternehmer-Hierarchie, ihm als Knochen gerade noch
bereit sind zu zuwerfen. Und ihn deshalb zwingen, inklusive seiner
Seele, so ziemlich alles verkaufen zu müssen, was einer menschlichen
Kultur mit Zivilisationsgehabe, jemals heilig war. Und wieder, ward ein Ferengi geboren.
Damit aber noch nicht genug. Traurig schön, wärs ja. Aber irgendeine
politische Geige erklärte dabei auch noch den Profit zum Naturgesetz
und die Selektion der besten Profiteure zum evolutionären Endergebnis.
Anstatt den Handlungen weiser Männer zu entsprechen und die eher
schlechten Eigenschaften der Menschen zu versuchen gemeinsam in den
Griff zu bekommen, lieferte die tiefe Weitsicht ökonomischer Maschinisten
den Raubtieren ausgerechnet das Futter, welches sie schon immer haben wollten.
Dabei entging den kleineren, ganz eigenverantwortlichen Kätzchen, irgendwie
der Zustand, das Rationalisierungen und bequemere, sowie profitbringendere
Handhabungen von Arbeitskräften, - ob nun eigenverantwortlich oder nicht,
immer dann ihre Höchstmarke erreichen, wenn man sie auch noch fördert.
Was natürlich sinnigerweise dazu führte, dass weder mehr sinnvolle
Plätze noch mehr Möglichkeiten zum Austoben eigenverantwortlicher Kreativität
auftauchten. Ganz im Gegenteil. Der Großteil der als ehemals Erwerbs- bzw.
Arbeitslosen bezeichneten Opfer der Rationalisierungen heißen jetzt Prekärjobber,
Aufstocker, - oder Faulpelze. All jene, welche mittlerweile von denen abhängig sind,
die mittels dieses Zustandes über Zeitarbeitsfirmen und Personalvermittlungen
bei der sich darüber bildenden Chance eigenverantwortlicher Geschäftemacherei,
natürlich kräftig zugegriffen haben. Und nicht selten, bestenfalls noch in B.Travens Totenschiff zu positionieren wären. Schöne neue Welt der statistischen Umverteilung
alter Dinge zu neuen Namen, zugunsten anderer.
Fassen wir den durchschnittlichen Weg des ebenso durchschnittlichen Eigenverantwortlichen zusammen, der im Gegensatz zu den marktführenden Eigenverantwortlichen von deren Führung abhängig ist. Was so ziemlich die meisten sind. Wer Pech hat und sich nicht mehr ellbogenschwingend so jung und dynamisch wie möglich, mit der Flexibilität einer eierlegenden Wollmilchsau bewaffnet, am mittelschichtigen Galgen festhalten kann, landet in der Regel dort, wo ihm weise Männer und Frauen, die als Jobvermittler durch bestechend jobtechnische Ahnungslosigkeit genauso auffallen wie durch fehlende Jobvermittlung, an seine fehlende Leistungsbereitschaft erinnern. Dies immer gekoppelt an die Länge seines Erwerbslosendaseins und diesbezüglich versicherungstechnischer Abgabenleistungen, die er selber evtl. schon jahrzehntelang eingezahlt hat. Während der öffentliche Blätterwald der medialen Berichterstattung von dreimonatigen Durchschnittszeiten dieses Zustandes erzählen, fällt ihm mit Sicherheit nach Absenden unzähliger Bewerbungen nach ca. einem Jahr nicht nur auf, dass die Zeit langsam knapp wird, sondern irgendwie auch eine Dissonanz zwischen medialer Öffentlichkeitsarbeit und realen Zuständen bestehen muss.
Um der Knappheit und dem Druck des Forderns ohne Förderns außerhalb bevormundender Maßregeleinrichtungen zu entgehen, stehen ihm i.d.R. zwei Wege offen. Bereits schon während der vorherigen Knappheit wird ihm aufgefallen sein, dass das grandiose Angebot erwerbstechnischer Eigenverantwortung, mittlerweile fast vollständig von Zeitarbeitsfirmen und Personalvermittlungsbüros abgedeckt ist.
Er kann sich also jetzt entscheiden. Einen um Welten geringer bezahlten und zudem zeitlich begrenzten Arbeitsplatz anzunehmen und sich dann von Zeitarbeitsjob zu Zeitarbeitsjob durchs Leben zu hangeln. Was ihn, rein praktisch, die Hälfte dieser Zeit wieder erwerbslos machen würde. Oder, - bei Nichtgelingen selbst dieser Option noch, sicherheitshalber der eigenverantwortlichen Selbstständigkeit zustimmen, bevor die Knappheit durch versicherungstechnische Minderung seiner Einkünfte noch schlimmer wird. Was aber aufs Gleiche herauskommt. Denn auch hierbei wird ihm auffallen, dass er seine potentielle Kundschaft dort zu suchen hat, wo ebenfalls bereits das Spektrum durch Zeitarbeitsfirmen und Personalvermittlungsstellen breitflächig abgedeckt ist. Aber, - er kann damit den Zustand noch ein paar Monate hinauszögern, bis ihm seine fehlende Eigenverantwortlichkeit entweder aufgrund des Beziehens von HARTZ-IV, - oder des Beziehens von HARTZ-IV mit zusätzlichem Aufstocken vorgeworfen wird.
Spätestens dann, - wird ihm der Begriff Eigenverantwortung, ein ganz eigenes Gefühl für weise Voraussicht, politische Weitsichtigkeit und menschliches Verantwortungsbewusstsein, sowie der geistigen Ernsthaftigkeit seines gewählten Politspektrums im Gefüge einer sozialen Marktwirtschaft vermitteln.
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